Erfreulich in diesem Zusammenhang ist, dass nicht nur aktiv Bewusstseinsbildung stattfindet, sondern dass von einigen Medien, aber auch Vereine wie die Bergwacht die Innsbrucker Küchenschelle inzwischen mit regelmäßig in ihr Frühjahresprogramm aufgenommen werden (Presse). Da ich letztes Jahr am CIPRA - Wettbewerb in der Kategorie Naturschutzgebiete teilnahm, ist dieses Projekt auf deren Internetseite einsehbar, Preise wurden an wichtiger Projekte wie z.B. "die Helle Not" vergeben. Ein Eintrag bei WIKIPEDIA verweist nun direkt auf meine Seite, zahlreiche andere Internetlexika folgten diesem Beispiel. Schön wäre, wenn auch von der Seite der Tiroler Landesregierung eine Verlinkung erfolgen könnte. Der Naturschutzbund Österreich hat die Innsbrucker Küchenschelle in seinen Jahresberichtsfolder aufgenommen, am meisten Anklang scheinen nicht die Bilder von schön blühenden Küchenschellen sondern von schuftenden Biologen zu finden, eine gewöhnungsbedürftige Tatsache. Die Schutzgebietsfolder des Landes Tirol wurden heuer überarbeitet. Hier konnte ich inhaltlich und in geringerem Ausmaß gestalterisch Einfluss auf das künftige Erscheinungsbild nehmen. Vor allem wurden aber Kontaktadresse und Internetauftritt aktualisiert. Für das Pädagogische Institut bot ich für das Sommersemester 2005/2006 eine Fortbildung für Lehrer an. Leider wurde diese wegen zu geringer Anmeldungen nicht durchgeführt. Das geringe Interesse von Pädagogen ist durchaus frustrierend. Ausgesprochen erfreulich hingegen ist die Tatsache, dass das Bundesumweltamt (Dr. Franz Essl) ähnlich der roten Liste der gefährdeten Biotoptypen eine rote Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Österreichs herausgibt. Daten meiner Homepage wurden exzerpiert, ich konnte mit Verbreitungskarten und Zusatzinformationen qualifizierte Fragestellungen klären. Der Veröffentlichungstermin dürfte im Jahr 2007 sein. Erschienen ist inzwischen das Herbstheft 4/5 des Österreichischen Naturschutzbundes (Natur&Land, 92. Jhg.), das einen kurzen Artikel mit Bildern von mir und der Internetadresse der Küchenschelle beinhaltet. Außerdem verfasste ich im Sommer einen Steckbrief der Innsbrucker Küchenschelle mit dazugehörenden Bildern. Dieser soll auf www.naturbeobachtung.at erscheinen. Für das Frühhjahr ist ein Vortrag bei der Bergwacht Einsatzstelle Innsbruck in Planung.
Pachtvertrag Naturschutzgebiet Arzl: Ebenfalls im Frühjahr 2006 fand eine gemeinsame Besprechung mit der Naturschutzabteilung des Landes Tirol (Dr. Kurt Kapeller und Mag. Monika Jäger) sowie mit Ing. Johannes Schiener von der Abteilung MA III - Planung, Baurecht und technische Infrastrukturverwaltung, Amt für Bau- und Feuerpolizei, Umwelt, Referat Umwelttechnik und Abfallwirtschaft des Stadt Innsbruck statt, die die Zukunft des Naturschutzgebietes in Arzl zum Thema hatte. Notwendig war das geworden, weil der Verein der Freunde des Botanischen Gartens den Pachtvertrag mit der Pfarre Arzl ohne Angabe von Gründen bereits im Jahre 2005 nicht verlängert hatte, es ab 2006 also keinen Pachtvertrag mit der Pfarre mehr gab. Die Stadt Innsbruck erklärte sich daraufhin bereit, einen unbefristeten Pachtvertrag mit der Pfarre auszuhandeln, das Land Tirol wird sich finanziell beteiligen. Beauftragt wurde hiermit die IIG (Innsbrucker Immobilien GmbH), ein diesbezüglicher Stadtsenatsbeschluss vom 29.6.2006 liegt inzwischen vor, allen Beteiligten am Zustandekommen dieser längerfristigen und somit nachhaltigen Lösung sei hiermit herzlichst gedankt. So schade es ist, dass die Freunde des botanischen Gartens die Verantwortung für die Innsbrucker Küchenschelle nicht mehr übernehmen wollen, war es doch von Anfang mein Interesse, öffentlichrechtliche Einrichtungen kommunaler und regionaler Ebene als verlässliche Partner zu gewinnen. Diese Lösung ist für den Erhalt der Art und auch der wertvollen Biotoptypen mit Sicherheit am sinnvollsten.
Am 17.3.2007 im Rahmen einer Schulung der Berwacht, besuchte ich mit Männern der Bezirksstelle Innsbruck-Stadt die Flächen in Arzl, Rum und Thaur. Anschließend hielt ich eine kleinen Vortrag mit anschließender Bilderschau in der Bezirksstelle in Innsbruck.
Wie mit Michael (Mag. Reischer) vereinbart, nahm ich am 29.3. an einer Veranstaltung (Workshop) am Magdalensberg in Kärnten teil. Ziel war und ist es, eine bundesländerübergreifende Plattform zu gründen, um österreichweite Standards zum Schutz von Magerrasen mit der Leitart Küchenschelle zu erarbeiten. Das Interesse der einzelnen Bundesländer war durchaus unterschiedlich. Aus Salzburg und Vorarlberg war kein Teilnehmer gekommen. Die Wünsche der anwesenden Teilnehmer reichte von einem losen Informationsaustausch bis hin zu EU-cofinanzierten Großprojekten. Wenn auch die Probleme ähnlich gelagert sind, so zeigte sich doch, dass die Flächen was Ausdehnung, Gefährdungsgrad und den damit verbundenen Managementplänen betrifft, sehr unterschiedlich sind. So haben Ober- und Niederösterreich mit enormen Flächenverlusten der Halbtrockenrasen durch Verbuschung und Bewaldung zu kämpfen. Hier hat das Offenhalten der Flächen oberste Priorität. Bei der Wahl der Mittel ist man hier nicht gerade zimperlich. In der Steiermark hat man noch keine großen Erfahrungen mit Küchenschellen, die Flächen werden mit Mitteln des Vertragsnaturschutzes offengehalten. Im Burgenland hat der Naturschutzbund viele Flächen in "Pflege" mit zum Teil enormen technischen Aufwand. In Kärnten gibt es ein landesweites Küchenschellenmonitoring. Dr. Kowatsch ist dort hauptamtlich mit dieser Aufgabe betraut. Wenn es seitdem auch recht ruhig um diese Plattform geworden ist, war zum einen der Informationsaustausch für mich wichtig, zum anderen die Erfahrung, Gleichgesinnte in Österreich zu treffen, eine befruchtende.
Am 9.7.2007 im Rahmen des Sommerfrische von Radio Tirol im Alpenzoo konnte ich ein kurzes Interview über die Innsbrucker Küchenschelle geben. Wenn ich auch nicht der geboren Live-Talker bin, ist doch die Reichweite von Ö-Regional in Tirol eine hohe und ich konnte damit hoffentlich Bevölkerungsschichten erreichen, für die der Naturschutz eher eine Randthema ist.
Für dieses Schuljahr ist eine Jahresschwerpunktaktion in der Volksschule Arzl geplant. Die Küchenschellensamen wurden den Kindern zur Keimung und Überwinterung überlassen. Das Material (Achänen, gedämpfte Grunderde mit Sand gemischt, Töpfe etc.) hierzu wird von mir gestellt. Am 3.12. halte ich einen Vortrag in der Volksschule, um die Lehrerinnen mit Hintergrundwissen zu versorgen. Die pädagogische Umsetzung des Themas im Schuljahresverlauf überlasse ich dann geschulten Personen, werde die Aktion aber übers Schuljahr begleiten. Eine Finanzierung derselben war bis dato nicht gesichert.
Zu Beginn des Jahres trat Herr Dr. Michael Forcher an mich heran, ihm neues Bildmaterial für das Kapitel Klima und Natur seines Innsbruck–Buches zur Verfügung zu stellen. Gerne kam ich dieser Bitte nach. Zwei Bilder der Küchenschelle zieren nun dieses Buch. Im Gegenzug wurde das Bemühen um den Erhalt dieser Art auch textlich erwähnt.
Schwerpunkt war heuer aber das Schulprojekt der Volksschule Arzl. Neben den Überwinterungsversuchen der Küchenschelle durch die Schulkinder (zum Teil wurde den Küchenschellen Geschichten vorgelesen, um sie zum Wachsen zu bewegen) führte ich im Frühjahr zur Vollblüte klassenweise die gesamte Volksschule Arzl ins Naturschutzgebiet Arzl. Die Begeisterung, mit der die Lehrerinnen und Kinder bei der Sache waren, war auch für einen „Altgedienten“ wie mich ansteckend. Das Projekt fand im Juni seinen Abschluss. Nach dem Küchenschellensong zum Auftakt führten Schüler-„Guides“ durch Schulgarten und –haus. Zudem wurden die im Zuge des Projektes erarbeiteten Küchenschellenschulmaterialien (Spiele) vorgestellt.
Aufgrund mangelnder Koordination zwischen Bau- und Schulamt der Stadt Innsbruck wurden drei Tage nach der Abschlussveranstaltung die inzwischen im Schulgarten ausgepflanzten Küchenschellen entfernt, weil sie für den Bau des Gerüstes im Weg waren. So übersiedelte ich die eine Woche zuvor geholten Pflanzrohre wieder in den Botanischen Garten. Eine solche erneute Umpflanzung wirft die ohnehin empfindlichen Küchenschellen in ihre Entwicklung zurück. Wenn auch bis auf ein Exemplar diese Behandlung überstanden, war an eine Auspflanzung im Herbst nicht zu denken.
Eine weitere Schulveranstaltung fand mit einer Klasse des Oberstufengymnasiums Volders unter der Leitung von Günter (Mag. Haselwanter) statt. Als Gruppe vermittelten diese eher den Eindruck, dass das Plus im Notenheft und der nächste Kaffee prioritärer Lebensinhalt sei. Bleibt trotzdem zu hoffen, dass der eine oder die andere den vielbesprochenen Blick über den Tellerrand wagt.