Pflanzensoziologische Charakterisierung

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Als Halbtrockenrasen bzw. Kalkmagerrasen (Mesobromion) werden grundwasser- und überschwemmungsfreie Trockenstandorte auf basisch verwitterndem Substrat bezeichnet, die als Wiese oder Weide genutzt werden. Im landwirtschaftlichen Sinn wird mager als „weniger als 35 dt/ha erntbare Trockenmasse produzierend“ verstanden (WILMANNS 1998). Eine Nährstoffarmut ist für die Halbtrockenrasen kennzeichnend, da ihnen viele Jahre lang durch Beweidung oder Heumahd Nährstoffe entzogen wurden, die nicht durch Düngung ersetzt wurden (ELLENBERG 1996). BRAUN-BLANQUET (1964) charakterisiert den Halbtrockenrasen, im Gegensatz zum Volltrockenrasen, als eine Pflanzengesellschaft, deren Standort sich durch größere Tiefgründigkeit und stärkere Bodenfeuchtigkeit auszeichnet. Unterschiede zeigen sich ebenfalls in dem Wärmebedürfnis und der Trockenheitsresistenz des jeweiligen charakteristischen Pflanzengefüges. In Folge der extremen Standortsbedingungen weisen echte Trockenrasen eine offene, lückige Vegetationsdecke und einen bemerkenswerten Moos- und Flechtenreichtum auf. Halbtrockenrasen hingegen bilden wiesenähnliche dichte Bestände und werden von zahlreichen verhältnismäßig breitblättrigen, eher mesomorphen Pflanzen besiedelt. Pflanzensoziologisch gehören Trockenrasen zu der Klasse Festuco–Brometea. Das sind primäre und sekundäre Trockenrasen sowie Felssteppen der Ordnungen Festucetalia valesiacae und Brometalia erecti. Als Charakterarten (Auswahl) der Klasse können genannt werden: Allium carinatum, Asperula cynanchica, Brachypodium pinnatum, Campanula glomerata, Carex humilis, Centaurea jacea, Centaurea scabiosa, Euphorbia cyparissias, Festuca rupicola, Salvia pratensis, Satchys recta, Trifolium montanum.

Die Ordnung Festucetalia valesiacae charakterisiert kontinentale Trockenrasen und osteuropäische Steppen mit höchstens 500 mm Jahresniederschlag. Charakterarten (Auswahl) sind: Adonis vernalis, Anthericum liliago, Artemisia campestris, Botriochloa ischaemum, Festuca rupicola, Festuca valesiaca, Stipa capillata. Folgende Verbände wurden für Mitteleuropa beschrieben: Die Ordnung Brometalia erecti setzt sich vor allem aus submediterranen Elementen zusammen, deren Ursprung in südeuropäischen Gebirgen liegen, ebenso kommen subatlantische Elemente vor. Charakterarten (Auswahl) sind: Bromus erectus, Campanula glomerata, Carex montana, Carlina acaulis, Gentiana cruciata, Gentianella germanica, Orchis mascula, Prunella grandiflora, Ranunculus bulbosus, Rhinanthus minor, Scorzonera humilis, Trifolium montanum. Es handelt sich dabei um Bromus erectus- und Orchidaceen-reiche Mähwiesen, die häufig als Mager- oder Kalkmagerrasen bezeichnet werden. Als Charakterarten (Auswahl) sind zu nennen: Brachypodium rupestre, Gentianella germanica, Medicago lupulina, Onobrychis viciifolia, Ranunculus bulbosus.
Die floristische Zusammensetzung der Magerrasen wird maßgeblich von der Art der Bewirtschaftung beeinflusst, so dass entweder schnittverträgliche, beweidungsempfindliche Arten (z.B. Bromus erectus) oder viele verbissfeste (bewehrte, schlechtschmeckende oder giftige) Arten und Weidezeiger (z.B. Juniperus communis) dominieren (KREEB 1983). Sämtliche Magerrasen- Gesellschaften werden durch „Hungerkünstler“ charakterisiert. Diese Arten zeichnen sich durch einen geringen Stickstoff- und einen hohen Lichtbedarf aus. Leichte Beschattung vermag diese Arten bereits zu verdrängen (ELLENBERG 1996).

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