Einleitung
Die Innsbrucker Küchenschelle, Pulsatilla oenipontana DT.
& SARNTH., war bis um 1900 im Großraum Innsbruck weit verbreitet
(DALLATORRE &
SARNTHEIN 1909, GAMS 1967).
Vereinzelte
Vorkommen wurden auch südlich des Inns auf den "Mittelgebirgsterrassen"
von Aldrans, Lans und Ampass beschrieben (GAMS 1967). Heute kommt
sie nur mehr in kleinen Restbeständen an den süd- bis
südostexponierten Hängen am Fuße des Karwendelgebirges zwischen
640 und 750 m Meereshöhe in Innsbruck (Arzl) und östlich davon
(zwischen Arzl und Rum bzw. in Thaur) vor und gehört somit zu
den vom Aussterben bedrohten
Arten (HOLZNER et
al. 1986,
NIKLFELD 1986).
Die Flächen, in denen Pulsatilla oenipontana
vorkommt, sind potentielles Waldgebiet und wurden im Laufe der
Jahrhunderte vom Menschen durch extensive
Bewirtschaftung in Halbtrockenrasen umgewandelt. Verbauung,
Intensivierung der Landwirtschaft oder das Brachfallen dieser
Flächen bewirkt eine enorme Gefährdung dieser Pflanze und der
Gesellschaften, in denen sie vorkommt, da ohne eine entsprechende
Pflege unweigerlich die Sukzessionsreihe zu einem Laubmischwald
führen würde. Pulsatilla oenipontana stand bereits seit
längerer Zeit im Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen,
nachdem 1990 im Rahmen einer
Lehrveranstaltung (ERSCHBAMER et al. unveröff.) die kritische
Situation der Pulsatilla - Populationen aufgezeigt wurde.
Im Rahmen eines dreijährigen
Forschungsprojektes (GANAHL unveröff.) wurden Wachstumsdynamik
und Vergesellschaftung der Innsbrucker Küchenschelle in Flächen
mit unterschiedlicher Bewirtschaftung von 1994 bis 1996 untersucht.
Ziel der Untersuchung war es, aufgrund einer genauen Kenntnis der
Populationsdynamik geeignete Erhaltungsmaßnahmen für
die Art bzw. für ihre Standorte zu definieren.
Eine weitere Arbeit beschäftigte sich mit den
Wachstumsraten ausgewählter Arten dieser
Halbtrockenrasen (SCHERER 1998).
Außerdem wurde die Diasporenbank
dieser Flächen untersucht (ERSCHBAMER & SCHERER 1999).
Die Resultate zeigten, dass
einerseits Pulsatilla oenipontana die geringste Wachstumsrate aller
untersuchten Pflanzen aufwies, andererseits keine Diasporenbank selbst
in Beständen mit Pulsatilla oenipontana zu finden war.
(WINKLER et al. (1999) erstellten ein Modell, anhand dessen die
Aussterbewahrscheinlichkeit der Innsbrucker Küchenschelle berechnet wurde.
In der jüngsten Arbeit über Pulsatilla oenipontana untersuchte KNOLL (2000)
blütenphänologische Parameter, um einen Vergleich
mit Pulsatilla vulgaris anzustellen, die (KRATOCHWIL (1988) am Kaiserstuhl
studierte. Ziel der vorliegenden Arbeit war es:
- Eine Inventarisierung der Restbestände von Pulsatilla oenipontana
vorzunehmen, also die Gesamtpopulation anhand von Individuenzahl und
Anzahl der Infloreszenzen pro Fläche zu erfassen, die Arealgrößen
festzustellen und davon ausgehend den Gefährdungsgrad
der Innsbrucker Küchenschelle
abzuschätzen.
- Die Populationsentwicklung von Pulsatilla oenipontana anhand
ausgewählter Dauerflächen im Anschluss an die Arbeit
von GANAHL (1994-1996, unveröff.) weiterzuverfolgen.
Ein Teil der von GANAHL 1994 angelegten Dauerflächen
konnten allerdings aufgrund intensiver Bewirtschaftung (Düngung mit Gülle)
nicht mehr weiterverfolgt werden, da die Populationen erloschen waren.
Da Dauerflächen für längerfristige Beobachtungen von Populationen
nach BAKKER et al. (1996) allerdings von größter Wichtigkeit sind,
wurden 1998 neue Dauerflächen eingerichtet, um einen repräsentativen
Einblick in die Entwicklung der Gesamtpopulation zu gewinnen.
In diesen Dauerflächen könnte auch der Lebenszyklus sowie
phänologische und morphologische Erscheinungen der Art durchgeführt werden.
Da im gesamten Untersuchungsgebiet keine Keimlinge und
Jungpflanzen zu finden waren, eine natürliche
Verjüngung der Populationen also nicht stattzufinden
schien, wurde untersucht, ob eine Auspflanzung erfolgreich durchgeführt
werden könnte. Das Pflanzen von Jungexemplaren sollte die besonders
störungsempfindliche Phase der Keimung im Gelände überspringen und
einen Startvorteil gegenüber schneller wachsenden Arten, verschaffen.
Die Ergebnisse dieser Auspflanzung sollten Auskunft über den Erfolg
solcher Maßnahmen und methodische Vorschläge für künftige
Pflanzungen erbringen.
Beobachtungen im Gelände zeigten vor allem in ungemähten Flächen
eine starke Vergrasung mit Brachypodium pinnatum.
Brachypodium pinnatum ist ein
mesomorphes Gras, das nach WAGNER (1972, in: ELLENBERG 1996) seine Nährstoffe unterirdisch speichert. Dadurch fördert beispielsweise das
Brennen von Magerrasen Brachypodium pinnatum gegenüber anderen
Arten (WILMANNS 1998), die ihre Überdauerungsorgane oberirdisch
haben (z.B. Bromus erectus). Daher wird es auch nur im
Jugendstadium von Schafen verbissen ELLENBERG (1996). In den von GANAHL
ausgewiesenen Untersuchungsflächen spielt Brachypodium pinnatum
entweder eine untergeordnete Rolle oder wird so dominant, dass es an
manchen Stellen den alleinigen Aspekt bildet. Grund dafür ist die
schlecht verwitternde, oberirdische Nekromasse des
Vorjahrs (OBERDORFER 1994), die den gesamten treppig aufgebauten
Hang zu bedecken vermag. Ein Austreiben der übrigen Trockenrasenarten
und natürlich auch von Pulsatilla oenipontana scheint hier unmöglich zu sein.
Im vitalen Zustand zählt Brachypodium pinnatum zu den Mittelgräsern, bleibt
also in seiner Wuchshöhe deutlich hinter Bromus erectus zurück.
BOBBINK & WILLEMS (1987) zeigten, dass Brachypodium pinnatum
im Kalkmagerrasen über 80% der oberirdischen Biomasse
erreichen kann und die Artenzahl in solchen Beständen um 50% zurückgeht.
Langsam wachsende Arten werden damit völlig verdrängt.
Diese Tatsachen stellten die Grundlage für ein Konkurrenzexperiment
zwischen Brachypodium pinnatum und Pulsatilla oenipontana dar.
- Wie verhält sich Pulsatilla oenipontana ohne Konkurrenz?
- Wie reagiert sie auf Zusammenpflanzen mit Brachypodium pinnatum?
- Wie wirken sich unterschiedliche Dichten von Brachypodium pinnatum
auf Pulsatilla oenipontanaaus?
- Wie groß ist die intraspezifische Konkurrenz von Brachypodium pinnatum?
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